Geschichten aus dem Leben

Manchmal, da verwandeln sich Gedanken in mir zu kleinen und etwas größeren Geschichten. Ich genieße diese Momente, in denen ich Themen aus dem Leben und Eindrücke aus den Beratungen kreativ zum Ausdruck bringe. Sie zaubern ein Lächeln in mein Gesicht, wenngleich die Inhalte auch schmerzlicher Natur sein können.

Dankbar für alle Personen, die kreativ mein Leben bereichern (ob nun mit stilvoller Kunst auf meinem Körper, durch Musik, durch Bewegung....) 

Ich lade Sie nun ein sich von diesen Geschichten berühren zu lassen und sie gern auch anderen Menschen zu erzählen ~ wenn Ihnen danach ist

...

Ein Brief an die Traurigkeit

Hallo Traurigkeit,


na, Du alte Freundin... Wie ergeht es dir? - Warte, die Frage lautet besser: Wie ergeht es mir mit Dir?


Häufig klopfst du in den schier ungünstigsten Momenten an – schwemmst alle Leichtigkeit und jedes Licht aus meinem Körper.


Wir kann ich mit dir leben? Wie konnte ich die letzten Jahre, gar Jahrzehnte mit dir so nah sein ohne zu sterben?



Unsere Beziehung, ist es wirklich Freundschaft oder mehr eine Lehrverbindung? Zeigst du mir doch oft genug an, was mir fehlt oder wann ich mich selbst verleugne um anderen Menschen zu genügen.


So viele Jahre habe ich dich gehasst, gegen dich angekämpft und dich verdammt, als Verursacherin meiner Probleme dargestellt.



Oh geliebte Traurigkeit, bitte verzeih mir. Ich irrte in so Vielem, auch in meinem Blick auf dich.


Auch jetzt noch verlaufe ich mich, glaube vor dir flüchten zu müssen. Ich spüre Angst, wenn du dich entfaltest, Angst, dass du mich verschluckst und alles für immer dunkel bleibt. Eine drohende Finsternis ohne Licht, in der ich gelähmt, erstarrt für immer eststecke.....



Es ist unfair, für Dich, du aufzeigendes Gefühl – Traurigkeit, du hast eine nahe Verwandte und ich kriege eure Beziehung nie ganz erkannt. Die Trauer und Du, ihr schimmert in ähnlichen Färbungen und doch seid ihr nicht identisch. 

Während die Trauer sich für mich als wandelbarer Prozess erklärt, scheinst du als graue Eminenz eher ein Zustand zu sein. Tauchst du in mir auf, du bleierne Traurigkeit, bleibt alles stehen. 



Ist dies eine Hommage an dich? Vielleicht – ganz bestimmt eine triste Lobpreisung. 


Ich rücke Dich ins Rampenlicht, immer öfter. Ich möchte dich sehen und all deine Facetten beleuchten.


Du bist schon immer da; zumindest glaube ich das. All die Tränen meiner Kindheit, sie flossen in deinen Schoß und brachen dank dir aus mir hervor.

In einer lachenden Welt, war deine Existenz verpönt – ich musste dich verstecken, da nur die Fröhlichkeit und all das Unbeschwerte, Leichte gewollt war.


Und so lebtest du im Verborgenen und wurdest für mich zu einer vertrauten Unbekannten. Du zeichnest meine Gedanken in Tristesse, kaschierst die Lachfalten mit tiefen Gräben, du lässt mich früher altern – nur um sichtbar zu werden.



Ich lade Dich heute und auch morgen – ja jeden neuen Tag ein! Werde meine Vertraute, meine Freundin und meine Lehrerin. 

Entfalte Dich und zeigte all deine Pracht.



Geliebte Traurigkeit – Königin, die du über alle anderen Gefühle in mir regierst und es scheinbar deiner Gnade entspringt, wenn sich Freude und Hoffnung in mir zeigen.


Irgendwann erkenne ich Dich vielleicht in Gänze. Dann zeichne ich ein Bild und Du bist endlich sichtbar, so wie du es verdienst.

 

Die Liebe, das Leben und die Angst 

Eine kleine Schildkröte trifft die Schildkröte aus ihren Träumen und kann es gar nicht glauben. „Ist das Echt? Ist das auch wirklich, wirklich, wirklich keine Fata Morgana?“


Ihrem Herzen ist das egal! Es schnallt sich eine Rakete um seinen kleinen Körper und zündet sie sofort an! Blitzschnell und immer schneller saust das Schildkrötenherz in dieses glitzernde Gefühl des „Verliebt-Seins“ rein...... und die kleine Schildkröte landet mit einem großen Klatscher im eiskalten Meer.

Ihr Kopf springt erschrocken an und ermahnt mit donnernder Besorgnis das kleine, viel zu schnelle Herz: „Du weißt doch wie gefährlich eine Fata Morgana für die kleine Schildkröte ist! Du weißt doch, wie sehr das Erkennen der Illusion der Schildkröte weh tun wird! Es gab schon sooo viele Schildkröten im Leben der kleinen Schildkröte, die dann doch nur ein Frosch mit Panzer waren. Schnall dir die Rakete ab und geh tausend Schritte zurück! Sieh doch, wie die kleine Schildkröte schon zittert!“


Doch das Schildkrötenherz bleibt unbeirrt und spricht viel leiser, total gelassen: „Ich fühle deine Ängste nicht. Die kleine Schildkröte zittert wegen dem kalten Meer, welches du um sie fließen lässt!“ Und mit einem kleinen, unübersehbaren Lächeln fügt das Schildkrötenherz ebenso leise hinzu: „...und vielleicht auch ein bisschen vor Freude über die Schildkröte ihrer Träume.“



Begegnen sich zwei Schafe

Begegnen sich zwei Wesen, die voneinander ein klares Bild haben: „ich begegne einem Schaf – weich, kuschlig, genügsam, mit sich und der Welt in gemütlicher Ruhe. Ich mag Schafe, die sind nicht gefährlich und ich fühle in mir auch große Schafanteile.“

Sie mögen sich, so wie sie einander sehen und glauben, dass sie als Schafe ein ruhiges Leben auch miteinander leben können. 

Die Geschichte könnte hier enden.




Sie geht weiter...



Die beiden Wesen erleben immer häufiger, dass das andere Schaf auch noch was anderes ist. 

So spricht das weibliche Schafe „Ich sehe da Fell an dir, das sieht aus wie von einem Wolf“

Das andere Schaf sagt... „Echt? Ich seh da nichts, nur mein Schafsfell“.




Später spricht das männliche Schaf... „Sag mal, du trägst da doch kein Schafsfell!“

Das weibliche Schaf antwortet... „Ja das stimmt. Das ist ein Fell, welches ich immer mal trage.“

Welches Fell es ist, findet das männliche Schaf nicht heraus und das weibliche Schaf spricht nicht darüber.




Eines Tages, immer häufiger zeigen sich die anderen Felle bei beiden Schafen...




Sie stehen als andere Wesen voreinander.




Das eine, männliche Schaf entpuppt sich. Es ist ganz klar auch ein Wolf, der von sich glaubt nur Schaf zu sein.




Das andere weibliche Schaf, zeigt sich als das, was es auch ist. 

Die Löwin steht vor dem Wolf. Sie spürt die Gefahr, die von ihm ausgeht.

Sie weiß, dass da ebenfalls die Kräfte einer Elefanten-Dame in ihr bereitstehen. 




Sie begegnet nicht dem ersten Wolf...





An dieser Stelle endet die Geschichte.

Ich sehe mich

In den Spiegel schauend, erblicke ich müde Augen.
Sie verschließen den Blick nach Innen und brauchen erst eine ordentliche Dosis Koffein um den Schleier zu lüften.

In diesen Momenten bin ich ganz echt und gleichzeitig noch garnicht ganz da.
Ich male mir die Kaffeebohnen mittlerweile selbst, weil ich mir guten Geschmack wert bin. 
Manchmal – schon etwas wacher – bin ich fürsorglicher mit mir und mische Gewürze mit rein um meiner Zunge eine Freude zu machen.

Nach dem zweiten Kaffee kann ich mich besser sehen und auch spüren.
Ein langer Kampf gegen eine krankmachende Kindheit liegt hinter mir und ich heile die Wunden. 

Ich sehe meinen Schmerz und die Trauer um so viel Verlorenes und nie Gehabtes. 

Ich sehe die Löwin, die trotzdem immer wieder aufsteht und jede Hürde als Lernaufgabe annimmt.

extrem gereizt sein, vor allem beim Zähne putzen – puh auch das ist Teil von mir.

Ausläufer alter Selbstzerstörungstendenzen zeigen sich immer noch hier und da ~ auch die dürfen sein. 
Sie hatten ihren Grund und nur langsam, ganz behutsam lege ich jeden Ausläufer einzeln und manch einen vielleicht nie ab.

Ich sehe mich, wie ich verbissen zielstrebig Leistungen erbringe um von anderen gesehen zu sein. 

Ich spüre auch jetzt die Kränkung, den Schmerz und die tiefschwarze Trauer, dass manche Menschen nie Interesse zeigen werden, mich zu sehen ~ nicht mal für einen Kaffee.

Im Handstand lächelnd atme ich tief in den Muskelkater, ich liebe es an meine Grenzen zu kommen und drüber hinaus zu gehen. 
Ich sehe mich zitternd, unfähig scheiternd in allen Fragen einer romantischen Beziehung auf Augenhöhe – vielleicht ändert sich auch das irgendwann.

Tochter, Schwester, Tante, Mutter, Freundin, Exfrau, Liebhaberin, Lehrende, Lernende, Lachende, Wütende

achtsam und auch manchmal unbeholfen oder bewusst verletzend.
Oft bemüht die ganze Welt zu tragen (ist das bereits Vergangenheit?)


Alles im Fluss ~ ich im ständigen Wandel ~ irgendwann auch mit grauen Haaren







Die Krähe und der Rabe

… und er steckte sich Federn in sein krauses Haar. 
Jede Feder, die er auf seinem Weg fand, hob er auf und betete, dass er nun endlich genügend haben möge um zu fliegen... 
Nach Jahren, als vor Federn kein Haar mehr zu sehen war, geschah etwas Sonderbares.

Eine Krähe, uralt und riesengroß, setzte sich auf den niedrigsten Ast der Linde, unter der er immer Trost und Ruhe fand. 
Die Krähe verhandelte nicht, sie diskutierte nicht mit ihm. 
Sie ermögliche ihm das Fliegen, so sprach sie. 
„Für jede Feder, die du dir aus deinen Haaren ziehst und ablegst, entferne ich einen Stein deiner Vergangenheit.“ 

Er schaute verwirrt, fing aber sogleich an eine Feder von seinem Schopf zu greifen. 
Erst eine kleine, etwas zerzauste Feder einer Taube... die Krähe pflückte einen Kieselstein, den er schon gar nicht mehr erinnern konnte. 
Er fragte sich, was das soll. 
Es ergab keinen Sinn... 
und doch war die Aussicht auf Fliegen so verlockend, dass er nach und nach seine Federn ablegte. 
Mit jeder Feder ging auch Gestein – mal Kiesel, mal ganze Brocken und einmal auch ein riesiger Felsen. 

Er spürte, dass sich irgendetwas veränderte Es war konfus, er konnte es im Körper noch nicht orten... Irgendwie wurde etwas leichter.... 
Als nur noch fünf Federn übrig waren, bekam er es mit der Angst zu tun. 
Seine Füße berührten kaum noch den Boden. 
Seine Zehen gruben sich in den staubtrockenen Boden um nach Halt zu suchen. 

Die Krähe blickte ganz ruhig und auch irgendwie eindringlich. 
Als würde sie ihm klarmachen wollen, dass da noch Federn auf seinem Kopf waren. 

Er atmete... versuchte Ruhe zu bewahren... 

Was konnte schon passieren, wenn er keine Federn mehr trug? 
Nichts daran war gefährlich, dass er immer leichter wurde... 

Ganz leise murmelte eine Stimme in ihm: „Du bist noch nie geflogen. Du kannst das nicht. Du weißt gar nicht, was dich da über den Wolken erwartet.“ 

So vergingen Stunde um Stunde, ohne dass er weitere Federn anrührte. 
Jahre strichen an ihm vorbei... 
Er verharrte in völliger Erstarrung. 
Stürme schüttelten ihn durch, Sonne trocknete und wärmte ihn, bis hin zu einer unerträglichen Hitze... Hagel schlug auf ihn ein, als solle er endlich aufgeben... Die Blätter der Linde welkten, fielen ab und der Zyklus des Erblühens und Vergehens begann von vorn. 
Nichts in ihm ging vorwärts oder rückwärts, geschweige denn in irgendeine andere Richtung. 

Als sich an einem ruhigen Frühlingsmorgen der Nebel lichtete, wie es so oft in den Jahren geschah, bewegte er seine Finger. 
Ganz vorsichtig, zaghaft hob er seinen Arm zum Kopf und zog eine der letzten fünf Federn heraus. 
Und ab da an gab es kein Halten mehr. 
Zügig, mit gezielten Griffen, entfernte er die restlichen Federn. 
Mit jeder Feder fielen letzte Steine von ihm ab und er schüttelte sich, wie er sich noch nie geschüttelt hat. 
Seine Bewegungen glichen einem Orkan und überall erstrahlte die Welt in glitzernden Gold- und Silbertönen... 
Das Leuchten blieb noch bestehen, als sein Schütteln bereits abklang. 
Er war geblendet von all dem Glanz. Als seine Augen sich an all den Schein gewöhnt hatten, schaute er an sich herab. 

Er war nicht mehr der, der er so viele Jahre glaubte zu sein. 
Ein tiefschwarzes Kleid aus schillernden Federn umgab ihn. 
Jetzt erst erkannte er, dass er schon immer ein Rabe war und seine Sehnsucht nach dem Fliegen Ausdruck seines vergessenen Seins war. 

Die Krähe, die ihm so viele Jahre still und behutsam zur Seite stand, breitete ihre Flügel aus und erhob sich in die Lüfte. 
Er lachte wie ein Kind und war kurz erstaunt, dass er anstelle eines Kinderlachen das kräftige und markante Kroh-Kroak hörte. 
Sein Blick fiel auf die Linde, die so viele Jahre sein Zufluchtsort war. 
Ein riesiger Steinhaufen lag dort einem Grabe gleich aufgetürmt. 

Als Rabe breitete er nun auch selbstverständlich seine Flügel aus und flog seiner golden-silbrigen Zukunft entgegen.... 




von der Schwere ohne Hoffnung

Ich esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse.



Alles wird schwer.


Ich esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse.


Es wird träge, kalt und leer.


Ich esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse Müll, esse Plastik, esse Laub, esse, esse, esse, esse, esse, esse. Es hört nicht auf.
Ich werde nicht satt.


Ich esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse... Ich esse ALLES...
Der, der ich war – der Leichte. Mann ohne Hunger. - Der bin ich nicht mehr.


Ich esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse... Blätter, Gras, Zigarettenstummel.


Ich esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse. Es hört nicht auf. Ich werde nicht mehr satt.


Der Mann, Der ich war - gestilltes Leben, friedliches Leben, gesättigt, beweglich, agil, frei, gut genährt – Der bin ich nicht mehr.


Ich esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse.
Ich werde immer mehr.
Und verliere so viel dabei.



Ich esse, esse, esse, esse, esse.
Ich werd unaufhörlich schwer.
Ich kann mich nicht bewegen.


Ich esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse, esse....
Ich kann nur noch essen.
Und es schmeckt mir nicht mehr.